Wenn Sie sich dazu entschließen, eine Immobilie zu kaufen, werden Sie auf eine Reihe an unbekannten Begriffen stoßen. Dazu gehört auch die „Gemarkung“. Sie ist ein Teil des Grundbuchauszugs. Die genaue Bedeutung erklären wir von Vamonda Ihnen in diesem Artikel.
Definition: Welche Bedeutung hat der Begriff Gemarkung?
„Gemarkung“ ist ein Begriff für eine Flächeneinheit innerhalb einer Gemeinde. Das Wort selbst stand im Mittelalter für eine Grenze. Auch der Begriff „Markung“ war zeitweise üblich.
Es gibt aber noch weitere Begriffe, die sich auf derartige Flächen beziehen. In der folgenden Liste nimmt die Größe der Flächen immer weiter ab:
- Flur
- Grundstück
- Flurstück
Ein Flurstück ist die kleinste festgelegte Einheit. Es kann mit einem Grundstück übereinstimmen. Allerdings kann ein Grundstück auch aus mehreren Flurstücken bestehen. Mehrere Grundstücke oder Flurstücke werden zu einer wiederum zu einer Flur zusammengefasst. Mehrere Flure bilden eine Gemarkung. Die Grenzen dieser Flächeneinheiten sind in der Flurkarte festgehalten.
Das Katasteramt ist für die Verwaltung der Flurkarten zuständig. In den Liegenschaftskarten dieses Amts können Sie alle Informationen zur Lage und Beschaffenheit der Gemarkung finden. Die Liegenschaftskarten entsprechen damit gewissermaßen einem Grundriss der Umgebung. Die Informationen in der Karte sind wichtig für Grundstückbewertungen und Immobilienbewertungen.
Auch wenn Sie eine Immobilie erwerben wollen, benötigen Sie eine solche Flurkarte. Die Karte können Sie problemlos beim jeweiligen Katasteramt beantragen. Alternativ könne Sie hierfür auch einen Makler beauftragen. Denn im Prinzip kann jeder eine Flurkarte anfordern. Wenn Sie eine Flurkarte beim Katasteramt beantragen, müssen Sie in der Regel eine Gebühr bezahlen.
Früher war der Begriff Gemarkung die Bezeichnung für eine Begrenzung. Oft waren die Gemarkungen dabei deckungsgleich mit den Gemeinden und fungierten daher als Steuerbezirke. Das ist heute anders: Eine Gemeinde kann inzwischen mehrere Gemarkungen umfassen. Es kommt aber auch vor, dass eine Gemarkung in mehreren Gemeinden liegt.
Wissenswert: In einigen Gemeinden findet nach wie vor eine jährliche Begehung der Gemarkungsgrenzen statt. Hierbei handelt es sich um eine alte Tradition, die heutzutage keine Bedeutung mehr hat. Früher hat man so die Grenzen der Steuerbezirke kontrolliert.
Woher stammt der Name einer Gemarkung?
Die Lage und die Bezeichnung einer Gemarkung sind in der Regel historisch gewachsen. Jede Gemarkung hat einen eigenen Namen. In vielen Fällen stimmen die Namen mit den Gemeinden oder mit Gemeindebezirken überein. Im Gegensatz zur Gemarkung haben Flure und Flurstücke Nummern statt Namen.
Auch die Markierung einer Gemarkung ist ein historisches Überbleibsel. Einige Gemarkungen sind noch an den ins Erdreich gesetzten Marksteinen erkennbar. Auch andere landschaftliche Markierungen können noch zu erkennen sein.
Die Marksteine enthielten früher oft die Initialen der Gemeinde oder andere individuelle Kennzeichnungen. Diese Markierungen waren oft die Grundlage für die Entwicklung des Gemeindewappens. Diese Markierungen sind allerdings nicht mit einer Grenzabmarkung gleichzusetzen. Diese bezeichnete die Vermessung einer Grundstücksgrenze. Eine Grenzabmarkung war zum Beispiel bei einem Nachbarschaftsstreit über den Verlauf der Grenze nötig. Heutzutage werden Grenzsteine gesetzt, um diese Schwierigkeiten zu umgehen.
Wo finde ich die Gemarkung im Grundbuch?
Die Gemarkung ist im Grundbuch vermerkt. Die Lagebezeichnung hilft bei der eindeutigen Zuordnung der Grundstücke. Die Bezeichnungen finden Sie in der Abteilung I des Grundbuches.
Im Grundbuchauszug finden Sie außerdem eine genaue Beschreibung des Grundstücks mit folgenden Angaben: „Gemarkung, Flur und Flurstück“. Die Gemarkung kann auch unter dem Begriff Vermessungsbezirk aufgeführt sein.
Eine solche Lagebeschreibung kann beispielsweise so aussehen:
Gemarkung Helgoland, Flur 6, Flurstück 2/48 (2 = Flurstückzähler, 48 = Flurstücknenner)
In der Flurstücknummer verbirgt sich auch eine einzigartige Gemarkungsnummer. Diese Zahl entspricht den ersten Ziffern vor dem Bindestrich. Man bezeichnet sie auch als Gemarkungsschlüssel. Die ersten beiden dieser Ziffern stellen die Landeskennung dar.
Die Angaben für die Gemarkung können Sie aber nicht nur im Grundbuch finden. Auch im Geoportal des jeweiligen Bundeslandes sind diese Flächeneinheiten vermerkt. Hier können Sie oft über die Adressdaten die Flurnummern und Gemarkungsnamen finden.
Auch das Katasteramt ist eine mögliche Anlaufstelle. Hier können Sie die Liegenschaftskarte einsehen. Darin finden Sie auch Angaben über die in der Gemarkung verlaufenden Straßen und Flüsse.
Wo finden Gemarkungen Anwendung?
Die Gemarkung ist ein Teil der eindeutigen Bezeichnung von Grundstücken. Aus diesem Grund gehört sie auch zu den wichtigen Unterlagen für den Verkauf einer Immobilie. Aber auch bei anderen Gelegenheiten taucht der Name der Gemarkung in den Unterlagen auf, beispielsweise
- bei der Berechnung der Grunderwerbssteuer oder Grundsteuer
- bei Beantragung einer Baugenehmigung
- bei Ermittlung des Bodenrichtwerts
- bei der Einsicht eines Bebauungsplans
- wenn Sie vorhaben, eine Wohn- und Gewerbeimmobilie zu kaufen.
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